Rund 52 Millionen verkaufte 9-Euro-Tickets haben den Bürger:innen nicht nur einen mobilen Sommer beschert. Die vorgestellten Ergebnisse haben die Debatte um die Gestaltung der Verkehrswende auch um zahlreiche relevante Erkenntnisse bereichert: Die Menschen wollen den Nahverkehr, wenn das Ticket einfach und flexibel nutzbar ist. Viele sind bereit, ihr Auto stehen zu lassen – und „der Bus ist mit Abstand das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel“, heißt es in der Studie, die der VDV gemeinsam mit der Deutschen Bahn sowie den Marktforschungsinstituten Forsa und RC Research im Auftrag von Bund und Ländern durchgeführt hat.
Marktforschung zeigt Stadt-Land-Gefälle
Das Stadt-Land-Gefälle bei der Nahverkehrsversorgung macht sich allerdings auch bei der Nutzung des 9-Euro-Tickets bemerkbar: Im ländlichen Raum haben sich nur halb so viele Menschen für das Ticket entschieden wie in urbanen Regionen. Mit der Bevölkerungsdichte sinkt auch die Zufriedenheit mit dem ÖPNV. Sie ist in der Stadt am höchsten und im kleinstädtisch-dörflichen Raum am niedrigsten. Die angegebenen Gründe sind bekannt: Angesichts umständlicher Verbindungen, seltener Abfahrten und zu weit entfernter Haltestellen bevorzugen viele weiterhin das Auto – schließen den Umstieg auf Bus und Bahn bei besserer Taktung und weniger Verspätungen aber nicht aus.
Für die Verkehrswende notwendige kundenzentrierte Angebotserweiterungen müssen finanziert werden
Frank Klingenhöfer, Vorstand DB Regio Bus, überrascht das nicht. „Ein guter Preis macht ein viel zu geringes Angebot nicht attraktiver – Takte sind zu groß, Wartezeiten sind zu lang und Zustiegspunkte zum ÖPNV gibt es viel zu wenige. Mit überzeugenden Produkten aus Buslinien und On-demand-Verkehren könnten wir aber deutlich mehr Fahrgäste gewinnen, weil viele gerne klimafreundlich mit dem ÖPNV fahren würden. Diese Angebotserweiterungen müssen allerdings finanziert werden.“ Insbesondere im ländlichen Raum seien die Potenziale groß, mit Blick auf die Verkehrswende aber auch kundenzentrierte Lösungen nötig, um den Umstieg in den ÖPNV zu erleichtern.
Die erforderlichen Ressourcen und Kompetenzen habe DB Regio Bus bereits an Bord, betont Klingenhöfer: „Der konventionelle Linienverkehr ist leistungsfähig und weiter unverzichtbar, deckt die Nachfrage aber nicht vollständig ab. Deshalb kommen wir den Fahrgästen mit flexiblen Bedienformen entgegen, bringen sie bis zur Haustür, fahren auf Bestellung und sind mit autonomen Shuttles unterwegs. Die Verkehrswende hat also schon längst begonnen – und der Bus wird sie weiterhin engagiert vorantreiben, solange die Finanzierungsgrundlagen gesichert sind. „Es könnte noch viel mehr gehen“, so Klingenhöfer