- Was sind die übergeordneten Ziele von ULTIMO?
Neben der Erprobung und Optimierung der Level 4-Technologie für den Einsatz im ÖPNV, arbeitet das Projekt daran, zukünftig autonome Fahrzeuge verschiedener Hersteller im Nahverkehr einer Stadt oder Region gemeinsam zu betreiben. Dafür entwickeln die Projektpartner u. a. Standards für hochauflösende Karten oder auch Softwarelösungen, mit denen sich autonome Fahrzeuge nahtlos in ein Nahverkehrssystem integrieren lassen. Außerdem geht es darum, automatisierte Fahrgastdienste für Sicherheit und Servicequalität – auch für die Zugänglichkeit vulnerabler Gruppen – zu erproben.
- Welche Ziele verfolgt das Projekt speziell in Herford?
Betreiber von ULTIMO in Herford ist der zu DB Regio gehörende Busverkehr Ostwestfalen GmbH (BVO), der bereits jetzt für das gesamte Busangebot in Herford verantwortlich zeichnet. Durch ULTIMO lässt sich somit herausfinden, wie das Busangebot einer typischen Mittelstadt durch autonome Fahrzeuge noch attraktiver werden kann. Ziel ist es, verschiedene Fahrzeuggrößen und Betriebsformen (Linienverkehr, On-Demand-Betrieb) im gleichen Gebiet einzusetzen und somit einen autonomen integrierten Verkehr aufzubauen.
- Welche und wie viele autonomen Fahrzeuge sind in Herford im Einsatz?
Zum Einsatz kommen zunächst autonome Fahrzeuge des Unternehmens ZF Mobility Solutions, die gezielt für den Einsatz im ÖPNV gedacht sind. Es handelt sich um elektrisch betriebene barrierefreie Kleinbusse mit einer Länge von ca. 7 Metern, die perspektivisch Platz für 9 Fahrgäste und einen zusätzlichen Rollstuhlplatz bieten. Die Fahrzeuge waren zuvor schon in Friedrichshafen im Projekt RABus im Einsatz. Die Testfahrten starten mit einem Fahrzeug, die Flotte soll stufenweise auf bis zu 2 Fahrzeugen ausgebaut werden. Die Fahrzeuge sind mit einer Vielzahl unterschiedlicher Sensorik ausgestattet. Diese umfasst beispielsweise Laserscanner (LiDAR), Kamera oder Radar. ULTIMO in Herford verfolgt ein herstelleroffenes Konzept, das verschiedene Fahrzeugplattformen berücksichtigt.
- Sind die Fahrzeuge vollautonom im Straßenverkehr unterwegs?
Die autonomen Fahrzeuge in Herford fahren mit einer Level 4-Erprobungsgenehmigung, die ein:e Sicherheitsfahrer:in an Board vorschreibt. Dennoch bewegen sich die Fahrzeuge autonom im normalen Straßenverkehr mit einer Geschwindigkeit von bis zu 60 km/h. Zusätzlich werden die Fahrzeuge durch Mitarbeiter:innen in einer Leistelle fernüberwacht.
- Warum benötigt man autonome Fahrzeuge im ÖPNV
Entscheidend für die Mobilitätswende ist ein attraktiver und flächendeckender ÖPNV. On-Demand-Verkehre spielen hier eine wichtige Rolle. Sie unterstützen den klassischen Linienverkehr von Bahn und Bus und schließen räumliche sowie zeitliche Versorgungslücken. Für den nötigen Ausbau der Linien- und Bedarfsverkehre stehen aber nicht ausreichend Fahrer:innen zur Verfügung. Autonomes Fahren schließt diese Lücke. Autonome Fahrzeuge lösen das Problem des Fahrer:innenmangels und ermöglichen ein engmaschigeres ÖPNV-Netz auch außerhalb der Hauptverkehrszeiten.
- Was bedeutet Level 4?
Es gibt fünf Stufen des automatisierten Fahrens. Level 4 ist hochautomatisiert, d.h. Fahrzeuge sind fahrerlos, fernüberwacht durch eine technische Aufsicht und können sich in einem definierten Betriebsgebiet autonom bewegen. Bei Level 3 dagegen ist immer Fahrpersonal als Rückfallebene vorgeschrieben, auch weil die Level 3-Technologie noch nicht mit komplexen Verkehrssituationen umgehen kann. Fahrzeuge mit einem Fahrsystem auf Level 5 können im Gegensatz zu Level 4 überall autonom fahren, nicht nur im definierten Bediengebiet. Sie benötigen keine Fernüberwachung. Level 5 wurde jedoch bisher weltweit noch nicht erreicht und stellt für den Nutzungsfall ÖPNV – und damit für die Verkehrswende – keine Notwendigkeit dar.
- Bedeutet Autonomes Fahren den Verlust von Arbeitsplätzen?
Nein, es gibt bereits jetzt zu wenige Fahrer:innen im ÖPNV. Wenn die Mobilitätswende gelingen und es ein größeres Angebot an öffentlichem Nahverkehr geben soll, wird der Bedarf an Fahrer:innen sogar tendenziell wachsen. Dieser immer schwerer zu deckende Bedarf kann durch den Einsatz autonomer Technik kompensiert werden. Durch das autonome Fahren entstehen neue attraktivere Berufsbilder, wie in der technischen Aufsicht. Für junge Fahrer:Innen, die heute ihren beruflichen Weg beginnen, entstehen neue Entwicklungspfade. Dies macht den Beruf der Fahrerin/des Fahrers attraktiver.
- In welchen weiteren Projekten im Bereich Autonomes Fahren engagiert sich DB Regio und welche Rolle nimmt das Unternehmen dabei ein?
Unter www.dbregio.de/innovationen/autonomes-fahren finden sich weitere Informationen zum Engagement von DB Regio im Bereich Autonomes Fahren